Feuerwehrgedanken

Bisher überschlug ich jene Seite, aber seit letzter Woche lese ich (fast) alles über unsere Feuerwehren. Denn zum ersten Mal war ich jetzt zum Kameradschaftsessen meiner Feuerwehr. Ich bin schließlich Mitglied. Seit 14 Jahren. Aus meinem früheren (Hösseringer) Leben kenne ich die dringende Empfehlung an Neubürger, einem der Vereine beizutreten. Zwecks sozialer Kontrolle (wie ist der so?), zwecks Beweis des Sozialverhaltens (Spendefähigkeit) und zwecks Aufrechterhaltung der Kultur. Denn das Letztgenannte ist immer öfter ernste Aufgabe der Vereine sich ansonsten leerender Dorfgemeinschaften. Deshalb trat ich damals in den „Frohsinn“ ein, den Hösseringer Gesangverein (nicht singend, nur zahlend). Hier, im neuen Dorf, galt dieselbe Empfehlung: Rein in Verein. Nun gab und gibt es keinen Frohsinn(-Verein) in Allenbostel. Es gab nur einen Verein, in den man als normal Sterblicher eintreten konnte: Die Feuerwehr. In die berühmte Theatergruppe kann man nicht so einfach. Dahinein wird man berufen, wie in Rotary und anderen Clubs und auf Lehrstühle. Seit dem Kameradschaftsessen sehe ich meine Feuerwehr in neuem Licht, nicht nur BlauLicht, dafür bei Kerzenschein in Munstermanns Saal. Das letzte Mal, dass ich als Zivilist unter Uniformträgern saß, war als Student: Da waren wir bei Herrn Generalinspekteur Heusinger eingeladen, aber nur, um Hausmusik zu machen, aber nicht zu reden. In meiner Feuerwehr ist das genau umgekehrt: Kein Spielen, sondern Reden - und wie! Wir redeten über Gott und die Welt. Ehrlich: Altes Testament kam dran, die Dichtung der Evangelisten, die Ehrlichkeit unter Menschen allgemein und speziell bei Politikern und die Zukunft der Homöopathie! Außerdem gab es Essen, das uns Esser zu Speisenden werden ließ, so delikat. Und den Kollegen von der bildenden Kunst, Werner Steinbrecher (Zivilist wie ich und Klaus Krüger und all die Damen), hatten sie auch eingeladen. Ich habe mich geirrt im bisherigen Bild von Feuerwehr! Auf dem Nachhauseweg fiel mir mein Tod ein. Ob die Feuerwehr bis dahin vielleicht auch passive Mitglieder mit einem Nachruf ehrt? Vielleicht ab 25 Jahren passiver Mitgliedschaft? Ab 30 Jahre - in Uniform? Dann würden sie sich an meinem Sarg gegenüberstehen: Meine Kameraden von der Feuerwehr auf der einen Seite - und die Sänger vom Frohsinn in Hösseringen auf der anderen. Und meine Kollegen und ehemaligen Studenten dazwischen. Wie immer dazwischen. 05. März 2002